Über das Programm
Ziel des Programms LehrkräftePLUS Siegen ist die Qualifizierung von Personen mit Fluchthintergrund bzw. aus außereuropäischen Staaten, die bereits über einen Studienabschluss und Berufserfahrung als Lehrer*in in ihrem Herkunftsland verfügen und in Deutschland wieder als Lehrer*in tätig sein möchten. Im Rahmen einer einjährigen Qualifizierung werden die vorhandenen sprachlichen und fachlichen Kenntnisse und Fähigkeiten der Teilnehmer*innen aufgegriffen und mit Blick auf den Einsatz an Schulen in Deutschland erweitert.
Die Qualifizierung im Rahmen von LehrkräftePLUS Siegen erfolgt überwiegend für eine spätere Tätigkeit in der Sekundarstufe I an Haupt-, Real-, Gesamt- und Sekundarschulen, teilweise auch für eine Tätigkeit an Berufskollegs. Das Programm wird in Vollzeit an der Universität Siegen und an Schulen in der Region durchgeführt, pro Durchgang können 20-25 Personen hieran teilnehmen.
Die Teilnahme am Programm ist kostenfrei. Alle Teilnehmer*innen werden für die Dauer der Weiterqualifizierung als Gasthörer*innen an der Universität Siegen zugelassen.
Programmelemente
Das Programm umfasst folgende Elemente: (Zum Öffnen der Übersicht als PDF-Dokument bitte auf die Grafik klicken)
Sprachliche Qualifizierung
- Zur Vorbereitung auf den Deutschkurs im 1. Halbjahr nehmen die Teilnehmer*innen im September vor Beginn des Programms an einem dreiwöchigen Intensiv-Deutschkurs (Niveau B1-B2) teil, der im Online-Format durchgeführt wird.
- Die Teilnehmer*innen werden in einem allgemeinsprachlichen Deutschkurs im 1. Programmhalbjahr schrittweise auf das Niveau C1 geführt. Der Sprachkurs schließt mit der DSH-Prüfung (Deutsche Sprachprüfung für den Hochschulzugang) ab.
- Um Sprechhemmungen in der deutschen Sprache abzubauen und das mündliche Ausdrucksvermögen zu stärken, finden im 1. Halbjahr ergänzend Sprachpraktische Übungen für alle Programmteilnehmer*innen statt.
- Im 2. Halbjahr wird die sprachliche Qualifizierung in einem berufs- und wissenschaftssprachlichen Sprachkurs fortgeführt (Deutsch für Lehrer*innen). Die Inhalte beziehen sich insbesondere auf Kompetenzen und Routinen, um Deutsch als Unterrichtssprache einzusetzen.
- In beiden Programmhalbjahren findet für die Teilnehmer*innen der Unterrichtsfächer im Bereich MINT der Kurs „Technisches Deutsch“ statt, in dem der grundlegende Fachwortschatz sowie naturwissenschaftliche Sprachstrukturen vermittelt werden. Im 2. Halbjahr liegt der Fokus auf dem Erwerb sprachlicher Handlungskompetenz im eigenen Fachbereich.
- Die Teilnehmer*innen des Faches Englisch nehmen in beiden Halbjahren an einem Auffrischungs- / Konversationskurs Englisch teil, um ihre englischen Sprachkompetenzen mit Blick auf ihre zukünftige Lehrtätigkeit zu reaktivieren.
Pädagogisch-didaktische Qualifizierung
Die Teilnehmer*innen erweitern ihre pädagogischen und didaktisch-methodischen Kompetenzen, lernen das deutsche Schulsystem kennen und beschäftigen sich mit Fragestellungen zu bspw. Unterrichtsplanung und -gestaltung, Classroom Management und Umgang mit Heterogenität. Im 1. Halbjahr werden grundlegende Kenntnisse vermittelt, die im 2. Halbjahr vertieft behandelt und mit den Erfahrungen aus der Praxisphase verknüpft werden (Begleitseminar zur Praxisphase).
Fachdidaktische Vertiefung
- Im Rahmen der fachdidaktischen Vertiefung werden die Teilnehmer*innen praxisorientiert auf die spätere Lehrtätigkeit in ihrem jeweiligen Unterrichtsfach vorbereitet. Die Teilnehmer*innen beschäftigen sich z.B. mit der Planung von Unterricht, Unterrichtsmethodik und Lehrplänen.
- Die Weiterbildung erfolgt überwiegend im Rahmen eigens für das Programm konzipierter Seminare.
- Das Angebot wird in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der lehramtsausbildenden Fächer der Universität Siegen geplant und durchgeführt.
Schulische Praxisphase
Das Programm beinhaltet eine Praxisphase, die zwei Praktika an einer Schule in der Region umfasst:
- Ein zweiwöchiges Blockpraktikum am Ende des 1. Halbjahres vermittelt erste Einblicke in die Schulpraxis in Deutschland.
- Im 2. Halbjahr wird ein semesterbegleitendes Praktikum durchgeführt, in dem die Teilnehmer*innen anfänglich im Unterricht hospitieren und später eigene Unterrichtsvorhaben planen und umsetzen. Jede*r Teilnehmer*in wird während des Praktikums von einem Mentor bzw. einer Mentorin in der jeweiligen Schule begleitet.
Interkulturelle Bildung, Austausch und Vernetzung
- Ein vielseitiges Begleitprogramm ermöglicht den Teilnehmer*innen, sich im Rahmen von Treffen und gemeinsamen Unternehmungen mit Absolvent*innen vorheriger Programmdurchgänge von LehrkräftePLUS Siegen auszutauschen und zu vernetzen.
- Die Teilnehmer*innen erwerben Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich der interkulturellen Bildung durch Teilnahme an Workshops.
Studientandems (in Planung)
- Den Teilnehmer*innen soll für die Dauer des Programms jeweils ein*e Lehramtsstudierende*r zur Seite gestellt werden. Regelmäßige Treffen der Tandem-Partner*innen sollen dem Austausch untereinander und dem weiteren Spracherwerb.
- Die Teilnehmer*innen können ebenso die Peer-to-Peer-Beratung der Lernwerkstatt Lehrer*innenbildung des ZLB in Anspruch nehmen.
Beratungsangebote
- Während des gesamten Programmzeitraums werden die Teilnehmer*innen insbesondere mit Blick auf ihre beruflichen Anschlussperspektiven umfassend individuell beraten und begleitet.
- Inhalte der Beratungsangebote können auch organisatorische und inhaltliche Fragen zum Programm sowie persönliche Anliegen der Teilnehmer*innen sein.
Optional: Individuelle Angebote zur Vertiefung
Nach dem Erwerb des Zertifikats Ende September können die Teilnehmer*innen im Zeitraum Oktober bis Januar zusätzliche Angebote wahrnehmen, um ihre beruflichen Kompetenzen weiterzuentwickeln und die Zeit bis zum Beginn des Anschlussprogramms „ILF - Internationale Lehrkräfte Fördern“ der Bezirksregierung Arnsberg zu überbrücken. Es werden vertiefende Sprachkurse angeboten; auch ist die Teilnahme an Workshops und Exkursionen im pädagogisch-didaktischen, fachdidaktischen und interkulturellen Bereich sowie die Teilnahme an regulären Lehrveranstaltungen der Universität Siegen und an Veranstaltungen der Lernwerkstatt Lehrer*innenbildung möglich.
Abschluss des Qualifizierungsprogramms
Nach dem erfolgreichen Abschluss des Programms erhalten die Absolvent*innen ein Zertifikat. Um das Programm erfolgreich zu absolvieren, müssen die Teilnehmer*innen regelmäßig an allen Programmelementen von LehrkräftePLUS Siegen teilnehmen, einen Deutsch C1-Nachweis (DSH-2, Test DaF 4x4, Goethe-Zertifikat C1 oder Telc C1 Hochschule) erbringen und die Studienleistungen der einzelnen Elemente erfolgreich absolvieren.
Anschlussperspektiven
Bei LehrkräftePLUS Siegen handelt es sich um eine
weiterqualifizierende Maßnahme, in der die Teilnehmer*innen für
eine Tätigkeit als Lehrer*in an einer weiterführenden Schule in
Deutschland vorbereitet werden. Die Teilnahme am
Programm bietet keine Garantie für eine direkte Tätigkeit oder
eine unbefristete Anstellung als Lehrer*in. Während
des gesamten Programmzeitraums werden die Teilnehmer*innen
jedoch insbesondere mit Blick auf ihre beruflichen Perspektiven
und Anschlussmöglichkeiten umfassend beraten und begleitet.
Ein erfolgreicher Programmabschluss eröffnet den
Absolvent*innen die Möglichkeit, am anschließenden zweijährigen
Qualifizierungsprogramm „ILF - Internationale
Lehrkräfte Fördern“ der Bezirksregierung Arnsberg
teilzunehmen. Die Teilnehmer*innen von ILF werden für maximal
zwei Jahre befristet und in Teilzeit an einer Schule als
Lehrer*in angestellt und im Rahmen begleitender
Fortbildungsmaßnahmen weiterqualifiziert. Mögliche Perspektiven
nach einem erfolgreichen Abschluss von ILF ist insbesondere
eine Bewerbung auf Stellen als Lehrer*in im Seiteneinstieg
(z.B. Pädagogische Einführung) entsprechend der persönlichen
und sprachlichen Voraussetzungen. Auch werden weitere
Anschlussmöglichkeiten (z.B. ergänzendes Studium) geprüft.